Geschichte

Die Geschichte der Kapelle
Vier Kilometer westlich von Fritzlar erhebt sich am rechten Ederufer der Büraberg. Nichts deutet zunächst für einen Fremden darauf hin, dass dieser Berg eine bedeutende Vergangenheit hat. Aber: Der Büraberg ist einer der historisch bedeutsamsten Berge nördlich des Limes.
 
Auf die geschichtliche Bedeutung wird auch  durch die auf dem Berg befindlichen Hinweistafeln hingewiesen. Das Bergplateau hat eine Fläche von über 12 ha. Als Sicherung der hier stehenden Burg diente eine mächtige Ringmauer. Diese verlief entlang der steil abfallenden Geländekanten.  Im Westen und Osten, wo keine natürlichen Geländekanten vorhanden waren, wurden zum Teil heute noch erkennbare Wälle und Gräben errichtet. Die Innenfläche dieser Burg umfasste eine Fläche von ca. 8 Hektar.

Aus entsprechenden Schriftquellen ist ersichtlich, dass 774 ein Sachseneinfall stattgefunden hat, vor dem die umliegende Bevölkerung in diese Burg geflohen ist. Die Burg hat dabei standgehalten und konnte nicht von den Sachsen eingenommen werden.

Mehrmals haben auf diesem Berg archäologische Untersuchungen stattgefunden. Joseph Vonderau hat hier von 1926 bis 1931 gegraben. Norbert Wand von 1967 bis 1973 und Thorsten Sonnemann von 1998 bis 2000. Zwischen den Ergebnissen von Norbert Wand und Joseph Vonderau bestehen allerdings zum Teil Unterschiede. Aber unumstritten ist der Verlauf der Mauer und dass diese Burgmauer in drei aufeinanderfolgenden Phasen gebaut bezw. verstärkt wurde. Es hat also mindestens drei mal einen Anlass gegeben, sich hier einen schützenden Platz zu schaffen und den bestehenden Schutz zu verbessern. Aber eine große, stadtähnliche Besiedelung des Innenraumes der Burg hat hier nicht stattgefunden. Immerhin wurde durch wenige Funde belegt, dass hier zumindest zeitweise berittene Truppen stationiert waren.

 
 

Auf dem Plateau befindet sich ein uralter Friedhof, in dessen Mitte und höchsten Punkt sich eine Kapelle befindet. Diese wurde von fränkischen Merowingern erbaut, die sie der Hl. Brigida geweiht haben. Sie dient heute als Kapelle, in der Gottesdienste stattfinden, die aber auch zu Begräbnisfeiern genutzt wird. Sie war das Zentrum der Burganlage.
 
Papst Gregor II (715 bis 731)  beauftragte angelsächsische Missionare, eine Einheit des Christentums unter der Hoheit des Papstes herbeizuführen.

Mit diesem Auftrag kam  Bonifatius im Jahr 723 in unsere Gegend, um die hiesige Bevölkerung zu christianisieren.  Dies tat er im Schutz, der auf dem Büraberg stationierten, fränkischen Truppen. So konnte er auch unbedrängt die berühmte Donareiche fällen, ein Heiligtum der hier wohnenden Germanen.

Er fand auf dem Büraberg die bereits erwähnte Kapelle vor. Die hier angetroffenen, iro-schottisch geprägten Christen, beschuldigte er der Häresie und taufte sie ein zweites Mal. 

 
Bonifatius
Bonifatius fällt die Donareiche; Darstellung nach   Wigand Gerstenberg um 1500  
Weitere Informationen siehe PDF:

Die Christianisierung der germanischen Stämme vor Bonifatius

 Prof. Dr. Kathrein, Fulda  

 
Vonderau
 Prof. Dr. h. c. J.Vonderau und seine Grabungsmannschaft mit der Rekonstruktion der Burgmauer
Im Jahre 741 oder 742 gründete Bonifatius das erste Bistum im heutigen Hessen. Das Bistum Büraburg. Erster Bischof wurde sein Landsmann Witta. Mit dem Bischofsitz wurde die Kapelle zu einer Kathedrale.  Im Jahr 746 oder 747 wurde dieses Bistum mit dem Bistum Mainz vereint.  
In einer Urkunde Karls des Großen von 775 wurde die Büraburg als "Austria" bezeichnet.   Die Anlage diente Im Jahr 774  bei einem „Sachsen-Einfall“  der umliegend wohnenden Bevölkerung als Fliehburg.  Die Burg hielt auch dem Angriff stand, sie konnte von den Sachsen nicht eingenommen werden.
 

 

Durch Ausgrabungen von Prof. Dr. Joseph Vonderau in den Jahren 1926/27 erweckt die Kirche St. Brigida das Interesse vieler Historiker und Archäologen. Sie ist sicher vor dem Auftreten von Bonifatius in Hessen zu datieren. Denn es fällt auf, dass der Bonifatiusbiograph Willibald für den Büraberg von keiner von Bonifatius ausgehenden Kirchenbautätigkeit berichtet.

Dieses spiegelt sich auch in den unterschiedlichen Kirchentypen wider. Denn der Grundriss des Saalbaus auf dem Büraberg unterscheidet sich deutlich von den Saalbauten der Kirchen, die Bonifatius errichtet hat.

Nach Prof. Dr. Norbert Wand, der weitere Ausgrabungen in den Jahren 1967 bis 1973 durchführte, handelte es sich vermutlich um ein frühkarolingisches Kloster.
(Siehe unten:  Wand  Der Büraberg...) 
 
       
 
 
     
 

Sowohl J. Vonderau (1926/31) als auch N. Wand (1967/73) schreiben die Fundamente des gesamten Kirchenbaues mit seinem Schiff von 11 x 7 m, dem eingezogenen Rechteckchor von 5,20 x 4,60 m und dem „ Westturm“ von 4,80 x 4,60 m mit einer Höhe von noch jetzt ca. 10 m der Gründungszeit der Kapelle zu, die sie aufgrund der historischen Quellen und des Patroziniums mit 700 – 710 annahmen.

Diese Annahme stimmt jedoch nicht.

Im Zusammenhang mit den Restaurierungsmaßnahmen in den Jahren 2002 bis 2008, die archäologisch begleitet wurden, fand man unter den oben genannten Fundamenten noch ältere Steinformationen, die möglicherweise einer Vorgängerkirche zuzuordnen sind. Ein weiterer Fund trägt zu einer früheren Datierung des alten Baues bei. Aus dem Mauerwerk der Chorwand konnten Holzproben entnommen werden, die nach einer C14-Analyse zweifelsfrei eine Datierung dieses Bauteils für den Zeitraum zwischen 543 und 658 bzw. 558 und 667 zulassen.

Fundstücke

Eine Aufnahme der gefundenen Holzstücke

Chorwand Entstehungsphasen
 sowie eine schematische Darstellung der Wand in Erstellungsphasen. 
 
Im Inneren des Chorraumes fand bereits Vonderau zwei nebeneinander liegende Gräber. Beide Toten waren in Holzsärgen beigesetzt worden. Es handelt sich hierbei wohl bei dem Grab 1 um das Grab von Bischof Witta und bei Grab 2 um das des ersten Abtes Humbert. Beide sind abgebildet auf einem Reliquienkasten im St. Petri Dom zu Fritzlar.

Kloster
Darstellung auf dem Reliquienkasten. Hl. Humbert und Chorbischof Albuin, der als Bischof Witta in die Geschichte eingegangen ist.  

Reliquienkasten

Reliquienkasten um 1400  

An der Ostseite der Kirche fand J. Vonderau einen Brunnen mit einem danebenliegenden Raum, den er als „Taufbrunnen“ mit Ankleidezelle interpretierte, zumal sich im oberen Rand ein Stein mit einem Kreuz befand, der mit der Bistumserrichtung in Verbindung gebracht wurde.  Nach der letzten Restaurierungsmaßnahme (2008) wurde der Keller wieder zugeschüttet Der Verlauf der Mauern wurde durch Steine nachgelegt. (Bild unten)

Zisterne

Nachgelegte Steine an der Ostseite der Kapelle

N. Wand (1969/70) konnte dagegen nachweisen, dass es sich um Profanbauten unterschiedlicher Zeitstellung handelte: Bei dem „Taufbrunnen“ um eine Zisterne, bei dem „Ankleideraum“ um den Keller eines kleinen Holzgebäudes. Zweifelsohne handelte es sich aber bei dem Stein, den J. Vonderau gefunden hatte, um einen Stein mit Benediktionskreuz, somit besteht kein Zweifel an der sakralen Nutzung der Zisterne als Baptisterium, jedoch nur als Zweitverwendung.

In Kenntnis dieser Ergebnisse handelt es sich bei dieser Kirche um ein in Stein- und Mörtelbauweise hergestelltes  Bauwerk, das wohl als das älteste Sakralgebäude nördlich des Limes angesehen werden muss.

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Weitere Informationen zur Geschichte:

Auf:  Geschichtliche Beiträge

Der Büraberg

Philipp Dux: Stoffsammlung zu einer Geschichte und Beschreibung der Stadt Fritzlar 1896 (hier nachzulesen)

Wand:  Der Büraberg - Hessische Geschichte und Landeskunde - 1999 - Band 104     

In den Untersuchungsergebnissen der "Holzproben-Analyse", die von 2001 bis 2003 durchgeführt wurde, wird die Altersbestimmung der Kapelle von Herrn Prof. Dr. Wand widerlegt. Weitere Informationen sind im  Zwischenbericht von Frau Thiersch nachzulesen  /  Seite Restaurierungen.